Nebenan by Hennen Bernhard

Nebenan by Hennen Bernhard

Autor:Hennen, Bernhard [Hennen, Bernhard]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492957311
Herausgeber: Piper ebooks


14

»… Neben einer Monstranz aus dem dreizehnten Jahrhundert und einem Handreliquiar erbeuteten die Diebe sieben antike Bischofsringe. Nach ersten Schätzungen beläuft sich der Wert der Beute auf mehr als 2,5 Millionen Mark. Wie es den Dieben gelang, die Alarmanlage des Doms zu umgehen und in die Schatzkammer zu gelangen, ist bislang noch ungeklärt.«

Cagliostro schaltete das Radio ab und fluchte. Er hatte es gewusst! Roger war gestern Nacht in den Dom eingestiegen und spurlos verschwunden. Der Graf und Mariana hatten alle Hände voll zu tun gehabt, um mit dem magischen Gegenstück zu einer Hightech-Elektrobombe die Alarmanlagen von außerhalb des Doms her zu neutralisieren. Deshalb war es Cagliostro auch nicht möglich gewesen, noch länger den Geist des Diebes zu manipulieren. Und das hatte der verdammte Mistkerl ausgenutzt, um einen Fischzug auf eigene Rechnung zu machen. Das Dreikönigsreliquiar hatte Roger vermutlich nicht einmal angesehen. So wie es schien, war er zielsicher in die Schatzkammer eingedrungen und hatte sich dann verdrückt.

Der Graf nahm die Perücke ab und kratzte sich den rasierten Schädel. Er sollte Roger suchen, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen, aber im Augenblick fühlte er sich einfach nur unendlich müde. Der betrogene Betrüger zu sein, das war eine neue Erfahrung für ihn. Er wünschte, er könnte noch einmal in seiner Zeit leben. Diese Welt hier mit ihren Kutschen, die ohne Pferde fuhren, und all ihren elektrischen Wunderdingen, das war nichts für ihn.

»Vielleicht sollten wir in die Eifel fahren und noch einmal versuchen ein Tor zu öffnen«, murmelte er halblaut.

»Was hast du vor?«, fragte Mariana und biss herzhaft in ihr Vollkornbrötchen. Wie sie so mit zerzaustem roten Haar und in ihrem Negligé am Frühstückstisch saß, sah sie hinreißend aus. Selbst dass sie jetzt auf beiden Backen kaute und einen Klecks Erdbeermarmelade am Kinn hatte, tat ihrer sinnlichen Ausstrahlung keinen Abbruch.

»Ich kehre nach Nebenan zurück. Es reicht mir! Ich habe die Nase voll.«

»Und dann?«

»Nichts und dann! Es ist vorbei! Meine Mission hier ist gescheitert.«

Mariana legte das angebissene Brötchen vor sich auf den Teller. »Das passt nicht zu dir«, sagte sie ruhig.

»So! Was weißt du schon von mir? Du kennst mich noch keine zwei Wochen, und wenn man es genau betrachtet, habe ich dir in dieser Zeit nichts als Ärger gemacht. Steckst du gerne in Problemen?«

»Glaubst du, ich wäre wirklich mit dir gegangen, wenn ich nicht an dich geglaubt hätte? Du bist der erste Mensch, den ich kennen gelernt habe, der für eine Idee lebt. Für mich bist du wie ein neuer Che Guevara … Jemand, der mit aller Kraft gegen eine überlebte Gesellschaft ankämpft. Du willst die Magie zurück in diese Welt bringen. Was für ein wunderbarer Traum! Das ist der Grund, warum ich dir helfe … Na ja, und erfreulicherweise bist du auch noch ein ganz passabler Liebhaber.«

Cagliostro spürte einen Kloß im Hals aufsteigen. Er hatte zwar nicht ganz verstanden, was es mit diesem Guevara auf sich hatte – und er würde wetten, dass es sich bei dem Kerl vermutlich um einen jungen, gut aussehenden Mann handelte –, aber Marianas Worte waren Balsam für seine Seele.



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